Der Ausbau des Schlosses im 16. Jahrhundert unter Herzog Barnim XI.

Der Ausbau des Schlosses im 16. Jahrhundert unter Herzog Barnim XI. (2. und 3. Viertel des 16. Jahrhunderts)

Barnim XI. der Alte, der Sohn Bogislaws X. verlieh dem Schloss im Bestreben, den Rang des Sitzes seines Vaters und Großvaters anzuheben, dekorative Formen mit einem reichen Inhalt. Zunächst ließ er in den Dreißigerjahren des 16. Jahrhunderts das „Große Haus“ um ein drittes Geschoss aufstocken und an dessen zentralen Achse einen Treppenturm errichten (den heutigen Uhrenturm). Das eigenartigste Merkmal des „Großen Hauses“ im 16. Jahrhundert war die reiche Formenvielfalt, die sich aus der Verbindung spätgotischer Architekturformen mit skulpturalen und malerischen Renaissanceelementen ergab. Die Fassaden waren mit einem Maßwerkschmuck, geschaffen vermutlich von Friedrich Nussdorfer, und skulpturalen Darstellungen versehen. An der Fassade waren zuunterst männliche Figuren, darüber die sieben freien Künste, Tiere und Tugenden und ganz oben geflügelte Löwen und ein Mann in Rüstung zu sehen. Die Innenräume des Schlosses mit ihren Backsteinfußböden waren im Erdgeschoss von einem reichen Netzgewölbe gedeckt (heute Trauungssaal des Stadesamtes), die Obergeschosse mit Holbalkendecken. Sowohl das Gewölbe als auch die Balkendecke waren mit Ranken und Blumen bedeckt, die auf die Wände übergingen. Die besondere Bedeutung der einzelnen Räume unterstrichen Malereien mit Szenen aus der Bibel und den Metamorphosen des Ovid. Es dominierten lebendige, kontrastreiche Farben: Rot, Grün, Schwarz und Gelb.

Das von Barnim IX. erweiterte „Große Haus“ wurde neben der Ottenkirche das Hauptgebäude der Schlossanlage. Den Bauabschluss bezeugt eine vom Herzog gestiftete Steintafel mit dem Wappen des Herzogtums Pommern und dem Datum 1538 (heute über dem Umgang an der Ostwand auf der Seite des großen Innenhofs).

1551, noch unter der Herrschaft Barnims IX., wurde das „Große Haus“ teilweise von einem Brand zerstört, weshalb die Innenräume des Herzogssitzes umgebaut werden mussten und der Ostflügel mit seinen Renaissanceformen angebaut wurde. Dieses 1559 abgeschlossene Bauwerk diente wirtschaftlichen Zwecken. Die Räumlichkeiten des Erdgeschosses und der Keller wurden für die Küche, die Bäckerei, eine Brauerei und Lagerräume bestimmt, die oberen Stockwerke dienten als Wohnräume.